Wieso, weshalb, warum?

Wieso, weshalb, warum?

Warum denn? Weshalb machst Du das? Wieso bloggst Du jetzt wieder? Seit mein neuer Blog sichtbar ist, werde ich das häufig gefragt.

Also ganz ehrlich, ich vermisse die gute, alte Blogger-Zeit. Damals, als wir alle so hübsch vor uns hin schrieben, uns mit mehr oder weniger Sinn über das reale und virtuelle Leben lustig machten, oft konstruktiv handfest an der Wirklichkeit abarbeiteten, manch echten Ratschlag gaben und auch gelegentlich abhoben, war das unsere, weil wir diesen Raum bespielten, Blog-Welt. Bevölkert vom lustigen, bunten, nicht immer ernsten, jedoch stets ernstzunehmenden Digitaldurchschnitt der web-zugeneigten Bevölkerung, die nicht schrie, dass sie das Volk sei, sondern sich dessen bewusst war, dass sie die Perlen der bundesrepublikanischen Adria waren.

Da gab es Ich-Erzählungen von realen und virtuellen Persönlichkeiten, Stammbesetzungen am Fenster zur Hauptstraße, die Speerspitzen des Ess- und Trinkbataillons, Sondereinsatzkommandos für und gegen Kunst, Literatur und tierischen Ernst, Bildungsbürgerleistungszentren, exorbitante Griesgrämigkeit, Selbsttherapie in selbstgewählten und zugewiesenen Lebenskämpfen, philosophische Betrachtungen auf plüschigen Sitzmöbeln, Meistererzählungen ohne geistigen Nährwert und Darstellungen des Seins und Scheins. Das so ausgestaltete Blog-Universum liegt schon einige Jahre zurück. So circa 15 oder 20 Jahre, wie ich vermute. Vorbei und beerdigt. Geopfert auf dem Altar von Facebook, Google+ (kennt das noch jemand?), Twitter mit den Mehrzeilen und Gesellschaftsspaltern, Instagram mit Bildern und Filtern und Produktsponsoring, SEO mit dem Mythos der Wichtigkeit, der lauten Quitsche- und verschwurbelten Lalala-Welt. Die Aufzählung ist nicht vollständig, jedoch ausreichend für die Beschreibung der gesellschaftlichen Versteppung.

Und warum war das so?

Weil das dran war. Damals. Bis vor Kurzem. Weil in der Masse (angeblich) jeder finden konnte, was er (gerade) braucht. Jederzeit. Der Mythos vom unerschöpflichen Brunnen. Eine zeitlang war das auch richtig erfrischend, dieser neue all-in-one-Ansatz der übersprudelnden Quelle. Jede Person konnte finden, egal ob und was sie gesucht hat … oder auch nicht. Genau da begann es, dass sich die Qualität des Wassers veränderte. Spätestens als man nichts suchte und dennoch (gesponsert) fand, hatte der Brunnen seine (eventuell nie vorhandene) Unschuld verloren.

Heute mag der Brunnen zwar noch voll sein, aber das Wasser schmeckt schal. Zu viele (gesponserte) Geschmacksrichtungen werden in den Informationsfluss gekippt, zu viel machtpolitisches Wasserlassen macht nass, zu häufig wird ein Kräuseln an der Wasseroberfläche als Welle bezeichnet, zu langweilig ist die zugelassene Bademode, zu unmoralisch die verordnete Moral. Immer mehr Menschen wollen wieder Teilhaber, nicht Datenquelle im Internet sein. Auch kein (Posting-)Treibstoff für große Plattformen, Internetkonzerne, oder machtgetriebenen Geldadeligen. Die Menschen im Internet holen sich ihre Stimme zurück. Ihre Stimme! Und die wollen sie in dem von ihnen selbst gewählten Umfeld einbringen. Einige wollen dies im Schwarm tun, zum Beispiel im Fediversum, andere als Einzelakteure, in einer wieder neu entstehenden Blog-Welt.

Warum gerade jetzt? Weil es an der Zeit ist!

Mit Sicherheit wird das ein anderes, neues Bloggen sein. Warum auch nicht? Die Welt hat sich weiter gedreht, wir haben dazugelernt. Es macht keinen Sinn verzweifelt an das von vor 15 oder 20 Jahren Gebloggte anzuknüpfen. Neue Geschichten wollen erzählt werden. Andere Geschichten drängen nach draußen. Ich freue mich auf das Neue! Es fühlt sich gut an! Bleibt gespannt!

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